NCV Nieder Wöllstadt

Wenn die Welt still steht.
Ein Schicksalsschlag trifft Familie Hirsch aus Wöllstadt von einem auf den anderen Tag. Weil seine Frau Mariola plötzlich und unerwartet verstirbt, steht Peter Hirsch mit seinen zwei Töchtern alleine da. Das löst in Wöllstadt eine Welle der Hilfsbereitschaft aus.

Peter und Mariola Hirsch hatten große Pläne. Gemeinsam hat das Ehepaar erst ein Grundstück in Ober-Wöllstadt gekauft. Der Traum vom Eigenheim lebt für die vierköpfige Familie. Die beiden Töchter Lilli und Maja - 16 und sechs Jahre alt - gehen mit großen Schritten auf Führerschein und Einschulung zu. Doch dann kommt ein Tag, der das Leben der Familie vom einen auf den anderen Tag auf den Kopf stellt.
Die 40-jährige Mutter klagt abends über Schmerzen in der Brust und Atemprobleme. »Wir haben am nächsten Morgen den Krankenwagen gerufen. Uns war klar, dass etwas nicht stimmt«, sagt Peter Hirsch. Da ahnt der 46-Jährige noch nicht, was kommt. Im Krankenhaus folgt der Schock. Lungenentzündung, Wasser im ganzen Körper. Einmal wird Mariola Hirsch noch gerettet. Dann ist es zu spät. Der Körper ist zu schwach. Es fehlt an Sauerstoff. Im Alter von nur 40 Jahren verstirbt die Ehefrau und zweifache Mutter plötzlich und unerwartet.

Spendenaktion ins Leben gerufen

»Es ist schrecklich«, sagt Peter Hirsch, der von einem auf den anderen Moment Witwer ist. »Ich weiß immer noch nicht, wie ich damit umgehen soll.« Es sei klar gewesen, dass mit seiner Frau etwas nicht stimme. »Aber dass sie stirbt? Daran habe ich nicht einmal gedacht.« Seine Frau habe stets die Arbeit und Familie als Priorität gesehen. »Deshalb ist sie auch mal nicht zum Arzt gegangen. Aber das konnte ja wirklich keiner ahnen.«

Peter und Mariola führten eine glückliche Ehe. Beide kommen vor mehr als 20 Jahren aus Oberschlesien nach Deutschland. »Ich habe in Wöllstadt bereits für eine Zeit gearbeitet. Als mir angeboten wurde, dass ich fest hierbleiben kann, haben wir entschieden, dass wir das machen.« Die beiden heiraten 2003 in ihrer Wahlheimat Wöllstadt. »Wir fühlen uns hier wohl.« Mit Lilli und Maja kommen zwei Töchter auf die Welt. Beide finden schnell Anschluss, tanzen im heimischen Karnevalsverein beim NCV. Weil die Wohnung langsam zu klein wird, kaufen die Hirschs das Grundstück in Ober-Wöllstadt. Nach und nach wollte Peter Hirsch, der mittlerweile als selbstständiger Maurer arbeitet, an dem Grundstück weiterarbeiten. »Jetzt habe ich leider viele andere Sachen zu erledigen.« Der tragische Tod seiner Frau stellt die Welt der Familie komplett auf den Kopf. Verwandte in der Nähe haben sie nicht. »Vorher war ich Papa, jetzt bin ich Papa und Mama in einer Person.«

Beide Töchter tanzen beim NCV
Das Schicksal spricht sich in Wöllstadt schnell herum. Besonders beim Nieder-Wöllstädter Carneval-Verein (NCV) beginnen sofort die Planungen. Vorsitzender Michael Reitz sagt: »Die beiden Töchter tanzen bei uns in den Gruppen. Für uns war sofort klar, dass wir helfen wollen.« Gemeinsam mit Arkadius Swiaczny, einem guten Freund der Familie Hirsch, ruft der Verein schließlich eine Spendenaktion ins Leben. »Das ist das Mindeste, was wir tun können«, sagt Arkadius Swiaczny, dessen Sohn gemeinsam mit der kleinen Maja Hirsch noch vor wenigen Wochen auf der Bühne im Bürgerhaus getanzt hat. »Ich bin überwältigt, wie groß die Solidarität in Wöllstadt ist«, sagt er. In nur einer Woche kommen etwa 11 000 Euro zusammen. Peter Hirsch ist sprachlos. »Ich kann gar nicht so oft Danke sagen an jeden, der etwas gespendet hat. Der ganze NCV hilft mir so sehr, und vor allem meinen beiden Töchtern. Ich bin wirklich überwältigt.« Peter Hirsch ist kein Mann der großen Worte. Beim Dankeschön an die Helfer ringt der 46-Jährige dennoch kurz um Fassung. »Ich kann meine Dankbarkeit gar nicht in Worte fassen.«

Für Reitz steht fest, dass die Familie weiter unterstützt werden soll. Deshalb soll ein Benefizkonzert ausgerichtet werden. »Sie hatten so viele Pläne und Dinge, die anstehen. Führerschein, Einschulung, Bauvorhaben. Jetzt kommt noch eine Beerdigung dazu«, sagt Reitz. Swiaczny ergänzt: »Damit können wir zwar leider nicht ändern, was passiert ist. Aber wir versuchen zu helfen, wo wir nur können.«

Benefizkonzert und Spendenlink 

Wer Familie Hirsch aus Wöllstadt finanziell unterstützen möchte, hat unter www.gofundme.com/f/dg5cj-die-Welt-steht-still die Möglichkeit dazu.

Am Sonntag, 26. März, findet ab 18 Uhr ein Benefizkonzert zugunsten von Familie Hirsch in der evangelischen Kirche in Nieder-Wöllstadt in der Frankfurter Straße statt. Zu Gast werden an diesem Abend die »Rock Diamonds« sein. Die offiziell von Landrat Jan Weckler ausgezeichneten »Wetterauer Originale« haben schon mehrfach eigeninitiativ regionale Spendenaktionen gestartet, zuletzt im November des vergangenen Jahres bei der Kneipentour zugunsten von Hand in Hand e.V., und haben auch bei Benefizkonzerten oft unterstützt. Durch den persönlichen Bezug zu Wöllstadt und den Initiatoren der Spendenaktion bot die Band dem NCV schnell an, ein Spendenkonzert zu veranstalten. »Wir sind sehr froh, dass wir das so schnell organisiert bekommen haben«, freut sich NCV-Vorsitzender Michael Reitz. Das Benefizkonzert findet in einer besonderen Atmosphäre statt. Die evangelische Kirchengemeinde war sofort bereit, ihre Kirche für dieses Classic-Rock-Konzert zur Verfügung zu stellen. Die Band verspricht einen »einzigartigen und emotionalen Abend«. Einlass ist ab 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Spendenboxen werden aufgestellt.
Artikel von Patrick Eickhoff
für WZ